Es ist ein uralter Brauch, Speisen und Getränke mit essbaren Blüten anzureichern. Während Jahrtausenden erfreuten sich die Menschen an der Schönheit, am Duft und am Geschmack von Blumen. Schon unsere Vorfahren bereiteten die Speisen mit Blüten zu, stellten Veilchenkonfitüre her, schmückten Kuchen und Torten mit kandierten Schlüsselblumen, streuten Gänseblümchen in den Salat und verarbeiteten duftende Rosenblätter zu Bonbons, Konfitüre oder Sirup.
Das Interesse für essbare Blüten ist heute wieder im steigen. Das zeigt sich an den Angeboten in ausgewählten Läden. Selbstverständlich sind die besten und frischesten Blüten immer noch die, welche im hauseigenen Garten oder in der Natur selbst gepflückt werden. Viele zarte Blütenblätter sind wahre Delikatessen für Geniesser. Sie verfeinern mit ihren reichen Geschmacks- und Würznuancen viele Speisen und sind optisch eine wahre Freude – schliesslich isst das Auge auch mit!
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war, neben der Jagd, auch das Sammeln essbarer Pflanzen ein fester Bestandteil der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Weitergabe des Wissens um essbare Pflanzen war daher unabdingbarer Bestandteil des menschlichen (Über-) Lebens.
In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sowie der damit einhergehenden Industrialisierung in der Landwirtschaft verschwand, vor allem in Westeuropa, das Sammeln von Pflanzen zur Nahrungsaufnahme nahezu vollständig.
Heute sind viele essbare Pflanzen in Vergessenheit geraten, da sie für die moderne Nahrungsmittelproduktion zu wenig interessant sind. Meistens sind wirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend.
Es ist noch gar nicht lange her, da war es nichts Exotisches, Blumen und Blüten zum Kochen zu verwenden. Mit Ringelblumen etwa, dem "Safran für arme Leute", färbten unsere Grossmütter Suppen, Sossen und Butter gelb.
Es gibt verschiedene Betrachtungsmöglichkeiten und Argumente, um das Interesse und Verwenden von essbaren Pflanzen und Blüten wieder zu wecken und diese zu verwenden.
Viele Pflanzen werden bei uns ausschliesslich als Zierpflanzen kultiviert, während sie in anderen Ländern (Osteuropa, Asien) schon lange als Delikatesse gelten. Da die Pflanzen und vor allem deren Blüten nicht nur eine Delikatesse, sondern auch als Dekoration von Speisen fürs Auge ein wahrer Hingucker sind, lohnt es sich, essbare Blüten in der Küche wieder vermehrt zu verwenden.
Neben der Optik und dem Verfeinern von Speisen ist auch die ökologische Betrachtung ein Argument. Viele, früher gebräuchliche Nutzpflanzen sind in Vergessenheit geraten und sterben aus. Mit der Möglichkeit, solche Pflanzen wieder anzusiedeln, kann der Einseitigkeit der heutigen Landwirtschaft entgegengewirkt werden. Auch werden viele heimische Wildpflanzen in der Landwirtschaft als Unkraut bekämpft. Hier kann auch ein Beitrag zum Artenschutz geleistet werden.
Zum Schluss ist noch zu erwähnen, dass rund 50% der Weltbevölkerung zu wenig zu essen haben. Zum Teil beruht der heutige Hunger auch auf dem Verlust des Wissens über essbare Pflanzen respektive Blüten.
Bis ins 16. Jahrhundert waren Gärten nur als Nutzgärten bekannt. Mit zunehmend ausreichender Produktion an Nahrungsmitteln wurden nach und nach ästhetische Kriterien bei der Pflanzenwahl berücksichtigt, zumal vermehrt exotische Pflanzen in Mitteleuropa erhältlich waren.
Die Kenntnisse über essbare Pflanzen und deren Blüten aus den Bereichen von Zier- und Wildpflanzen erlauben heute den Spagat, Nutz- und Zierwert miteinander verschmelzen zu lassen.
Die dekorative Wirkung einer Nutzpflanze kann in die Gestaltung eines Gartens, einer Terrasse oder eines Balkons integriert werden, indem sie mit entsprechenden Stauden und Gehölzen kombiniert wird. So verleiht man der Nutzpflanze auch einen Zierwert und kann erst noch von deren essbaren Blüten profitieren. Im nächsten Abschnitt sind einige Pflanzen aufgelistet, die nebst ihren essbaren Blüten auch einen hohen Zierwert haben. Es lohnt sich, die Blüten dieser Stauden und Sommerblumen, welche im hauseigenen Garten, im Kübel auf dem Balkon oder der Terrasse gehalten werden können, zu pflücken und in der Küche für die Zubereitung von Speisen zu verwenden.
Essbare Blüten sind wieder in Mode und bereichern Salate, Suppen, Hauptspeisen und Dessert. Hier finden Sie eine Auswahl an essbaren und schmackhaften Blüten:
Wer beim Kochen experimentierfreudig ist und die Küche mit Blüten verfeinern will, sollte beim Pflücken von Blüten folgendes beachten: Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass ungespritzte Pflanzen verwendet werden. Am besten ist es, die Pflanzen selbst zu pflücken, im eigenen Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse, von Feldern oder Wiesen, die nicht in unmittelbarer Nähe von viel befahrenen Strassen, künstlich gedüngten Nutzfeldern oder in einem Pflanzenschutzgebiet liegen.
Die Blüten sollten an einem warmen, trockenen Morgen gepflückt werden, sobald der Tau abgetrocknet ist und bevor die Sonne kräftig scheint. Dann nämlich sind die Aromastoffe der Blüten am intensivsten. Die Blüten können frisch oder auch teilweise in trockenem Zustand verwendet werden.