Traubeneiche – Quercus petraea 

Die Traubeneiche (Quercus petraea) gehört zu den erdgeschichtlich ältesten und grössten einheimischen Bäumen. Als Baumart der trockenen Hügel und des tieferen Berglandes hat die Traubeneiche auch in Zeiten des Klimawandels gute Chancen, in Zukunft hier zu wachsen und unsere Umwelt mit ihren vielen Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten zu prägen. So ist es nicht verwunderlich, dass im Jahre 2014 die Traubeneiche in Deutschland zum Baum des Jahres gekürt wurde.

Quercus petraea Foto © PlantaPro
Quercus petraea Foto © PlantaPro

Herkunft

Die Traubeneiche (Quercus petraea), auch Wintereiche genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Eichen (Quercus), welche der Familie der Buchengewächse (Fagaceae) angehört. Zur Gattung der Eichen gehören ca. 400 Arten. Die Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche sind die am häufigsten vorkommenden Arten. Sie können ein extrem hohes Alter von über 1'000 Jahren erreichen. Erdzeitgeschichtlich durch fossile Funde belegt, waren sie bereits vor über 10 Millionen Jahren in Europa heimisch. Ihr Verbreitungsgebiet reicht fast über ganz Europa – im Süden von Italien über Nordgriechenland, im Norden bis nach Südskandinavien. Die westliche, respektive östliche Verbreitung reicht von Nordspanien bis an das Schwarze Meer.
Früher war die Bedeutung der Eichenwälder für die Schweinemast sehr gross. Viele, der heute so wertvollen Bestände, wie z.B. der urwaldähnliche Eichenwald im Spessart (D), mit seinen heute 400- bis 500-jährigen Eichen, sind daraus entstanden. Vor dem Beginn des Feldfutteranbaus Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Schweine auf sogenannten Waldweiden gemästet. Aus jener Zeit stammt auch der volkstümliche Spruch: "Auf den Eichen wächst der beste Schinken". Im Mittelpunkt der geschichtlichen Nutzung der Traubeneiche aber steht ihr Holz, welches durch die fäulnishemmenden Stoffe (Gerbstoffe) im Kern sehr dauerhaft und hart ist. So wurden mit ihrem Holz Kriegsschiffe gebaut für die man allein 1'200 alte Bäume aufwenden musste. Eine besondere Bedeutung hatte die Traubeneiche auch im Hinblick auf den Erd- und Unterwasserbau, denn gerade an den kritischen Punkten, wo Holz ständige Wechsel von nass und trocken aushalten musste, hielt und hält sie Jahrzehnte lang. So steht z.B. die Hamburger Speicherstadt am Hafen seit über 100 Jahren auf rund 3,5 Mio. Eichenstämmen. Ebenso wie die Hamburger Elbphilharmonie, welche auch auf 12 m langen Eichenpfählen gebaut ist und schon Anfang des 19. Jahrhunderts in den Elbsand geschlagen wurden.

Aussehen

Die Traubeneiche ist ein mittelstarkwüchsiger, grosser Baum mit stumpf-kegelförmiger, geschlossener, hoch gewölbter Krone und einem bis zum Wipfel durchgehenden Stamm. Sie wird, je nach Standort, 25 bis 40 m hoch und kann einen Stammdurchmesser von 2 m erreichen. Die Rinde ist in der Jugend glatt. Im Alter wird eine dicke, tief längsrissige, graubraune Borke ausgebildet. Ihr Wurzelsystem ist bis zum Alter von ca. 30 Jahren geprägt von einer Pfahlwurzel. Später bildet sie kräftige Seitenwurzeln aus. Mit diesem sogenannten Herz-Senker-Wurzelsystem kann sie auch sauerstoffarme Unterböden erschliessen. Durch dieses Wurzelsystem ist sie besonders sturmfest. Die Traubeneiche ist ein ringporiger Kernholzbaum, dessen Kernholz eine hell- bis dunkelbraune Farbe aufweist. Die Blätter sind wechselständig, sommergrün und haben eine gelb/braune Herbstfärbung. Dabei haften die Herbstblätter speziell an jungen Pflanzen sehr lange, z.T. über den gesamten Winter. Der Blattstiel ist 1 – 2 cm lang und gelblich. Das ledrige Blatt ist 8 – 12 cm lang und 5 – 7 cm breit. Es verschmälert sich an der Basis kurz keilförmig und ist mit 5 – 8 acht engen Buchten gelappt. Die obere Seite ist dunkelgrün glänzend, während die Unterseite hellgrün und in jüngeren Jahren seidig behaart ist.
Traubeneichen sind einhäusig und getrennt geschlechtlich. Das heisst, dass die männlichen und weiblichen Blütenteile auf der gleichen Pflanze sind, aber nicht in der gleichen Blüte. Erst im Alter von 20 – 40 Jahren erscheinen die unauffälligen, gelbgrünen Blüten, deren Blütezeit im Mai bis Juni liegt. Die männlichen Kätzchen sind 5 – 8 cm lang. Die weiblichen Blüten sitzen endständig sowie in den Blattachseln der jungen Triebe, gruppiert zu zweien bis zu sechsen.
Die Früchte, welche im September/Oktober reifen, werden Eicheln genannt. Botanisch gesehen handelt es sich aber bei den Eicheln um Nüsse. Diese hängen zu mehreren (daher der Name Traubeneiche), sehr kurz gestielt und bis zu einem Viertel vom Fruchtbecher umschlossen, an den Ästen. Die Eicheln selbst sind 1,6 – 2,6 cm lang und der Fruchtbecher ist dichtflaumig behaart.

Standort

Die Traubeneiche kommt in der Natur auf trockenen, sandig bis frischen Stein- und Lehmböden vor. Ihr botanischer Name petraea bedeutet Felsen und steht für ihren bevorzugten Standort. Im Garten hingegen wächst sie sehr gut in jedem normalen Boden. Hingegen reagiert die Traubeneiche empfindlich bei staunassen und wechselfeuchten Böden. Grundsätzlich ist dieser widerstandsfähige Baum wärmeliebend und sehr trockenheitsresistent. In Gebirgslagen kommt die Traubeneiche bis zu einer Höhe von 700 m.ü.M., in den Südalpen sogar bis zu 1'500 m.ü.M. vor.
Ein besonders schönes Waldreservat liegt im Kanton Graubünden, in Plontabuora. Im dortigen Naturreservat, auf dem Territorium der Gemeinde Ruschein (oberhalb Ilanz), findet man auf einer Fläche von 33 Hektar, den am höchsten gelegenen Mischwald Europas aus Traubeneichen und Lärchen (Larix decidua). Der steil gegen den Vorderrhein abfallende Berghang besteht aus Ilanzer Verrucano Gestein. Dieses gelangte zur Berühmtheit durch den Verbau von 20'000 m² dieser Platten auf dem Sechseläutenplatz in Zürich. Die dort vormals von Menschen angepflanzten Lärchen lassen mit ihren feinen Nadeln genügend Sonnenlicht für die Eichen passieren, denn Traubeneichen gehören zu den Lichtholzarten und sind nur wenige Jahre in ihrer Jugend schattenverträglich. Pflanzt man z.B. Buchen (Fagus sylvatica) und Eichen zusammen, überwachsen die Buchen mit den Jahren die Eichen. Letztere bekommen dann nicht mehr genügend Licht. Daher ist es schwierig und erfordert viel waldbauliches Geschick, wenn Eichen in Mischbeständen mit anderen Baumarten über Jahrhunderte erhalten bleiben sollen. In submediterranen Klimabereichen bilden sie Mischwälder mit der Flaumeiche (Quercus pubescens) und der Zerreiche (Quercus cerris). Die Traubeneichen ihrerseits lassen durch ihre lichteren Kronen auch genügend Sonnenlicht auf den Boden fallen, so dass es vielen anderen Pflanzen das Überleben sichert.
Erfahrungsgemäss sind grosse Eichen stark blitzgefährdet. Von daher rührt auch die alte Redewendung: "Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen". Trotzdem gibt es auch unter einer hohen Buche keine Sicherheitsgarantie gegen Blitzschlag.

Verwendung

Wohl keine andere Baumart bietet so vielen Tieren einen Lebensraum wie die Eiche. Alleine an Insekten sollen es bis zu 500 Arten sein. Dabei ist der Grosse Eichenbockkäfer sicher einer der spektakuläreren Bewohner mit seiner insgesamt 10 cm Körperlänge.
Die Früchte der Traubeneiche, die Eicheln, sind für uns Menschen durch ihre Bitterstoffe ungeniessbar und giftig. Sie haben einen sehr hohen Stärkeanteil und sind daher wertvoller Energie- und Proteinlieferant für viele Vögel und Säugetiere. Nagetiere wie Eichhörnchen und Mäuse sowie Igel legen Wintervorräte mit Eicheln an. Rehen, Hirschen und Wildschweinen dienen sie als wichtige Nahrungsquelle. Zum einen durch die Vögel wie z.B. dem Eichelhäher, welcher wie die Nagetiere Nahrungsdepots anlegt und auch mal vergisst, und zum anderen durch das Unterscharren von Eicheln durch die Wildschweine, werden diese weit verbreitet. Auch Pilze lieben Eichen, darunter der Sommer-Steinpilz, der Kaiserling und die Eichenrotkappe. In Süddeutschland, der Schweiz und in südlichen Ländern kann man unter Traubeneichen echte Trüffel finden oder auch züchten.
Durch ihre hohe Biodiversität sind sie wertvolle Nutzbäume für die freie Landschaft, für Parkanlagen und Rekultivierungen. In Parkanlagen fungieren sie sehr gut als Schattenspender für Rhododendron und Staudenpflanzungen, während sie in der freien Landschaft gerade für nährstoffärmere Standorte geeigneter Windschutz und Bodenbefestiger sind. Als Stadt- und Alleebäume werden sie schon lange verwendet und auch als Hofbäume sind sie seit Jahrhunderten beliebt. Traubeneichen haben den Vorteil, dass sie relativ früh im Jahr austreiben und ihre Blätter im Herbst mit am längsten behalten. Zudem sind sie hitze-, trockenheits-, emissions- und salztolerant. Mit diesen Vorzügen sind sie im städtischen Umfeld bestens aufgehoben.
Da sich das Holz der Traubeneiche durch besondere Festigkeit und Elastizität auszeichnet, wird es auch heute noch in vielen Bereichen eingesetzt, beispielsweise als Holzlieferant für Wein- oder Barriquefässer, im Innenausbau, für Treppen und Böden sowie als Möbelholz. Durch ihre Eigenschaft zu sehr geraden Stämmen erzielen sie als Furnierholz auf dem Holzmarkt Preise von über CHF 3'000.- pro Kubikmeter.

Pflege

Bei einigen Pflanzenarten wie der Pappel (Populus), der Weide (Salix), aber eben auch der Eiche gibt es sogenannte Absprünge. Dabei werfen die Bäume im Sommer, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren, ganze Zweige mit grünen Blättern ab. Was wie eine Krankheit aussieht, ist in Wirklichkeit eine Art Schutzreflex bei zu grosser Trockenheit.
Ein weiteres Merkmal der Eichen ist ihr zweiter Austrieb im Juli/August. Besonders bei starkem Schädlings- oder Krankheitsbefall ist dies ein grosser Vorteil. Befallen kann die Eiche durch Pilze, u.a. dem Eichenmehltau werden. Dieser befällt junge Triebe und bewirkt das Welken und Abfallen der Blätter. Aber auch die Larven der Schmetterlinge des Eichenwicklers und des Eichen-Prozessionsspinners können Eichenbäume durch ihren massiven Blattfrass gefährden. Deshalb ist die Möglichkeit des erneuten Austreibens für die Eichen so wichtig.

Die Traubeneiche in der Medizin

Die Traubeneiche gehört zu den gerbstoffreichsten Pflanzengeweben (bis zu 20%). Diese Eigenschaft machte und macht sich der Mensch in der Medizin zunutze. Früher legte man Rindenstücke auf Wunden und Verletzungen, denn diese wirkten blutstillend und infektionshemmend.
Heute wirkt Eichentee gegen Durchfall, Leber- und Milzleiden sowie Vergiftungen. Als Gurgelwasser hilft es bei geschwollenen Mandeln und Zahnfleischentzündungen. Als Badezusatz lindert eine Abkochung der Eichenrinde dagegen Hautentzündungen, Hämorrhoiden, Analfissuren und Ekzeme. Auch werden die Blüten der Eiche in der Bachblütentherapie eingesetzt. Sie sollen zu mehr Klarheit, Stärke und Durchhaltevermögen bei der Verfolgung eigenen Ziele verhelfen.

Quercus petraea Foto © PlantaPro
Quercus petraea Foto © PlantaPro

Blütezeit

Mai bis Juni

Höhe

25 bis 40 m

Früchtezeit

September bis Oktober

Im Alter hat die Traubeneiche (Quercus petraea) einen malerischen Wuchs. Foto © PlantaPro
Im Alter hat die Traubeneiche (Quercus petraea) einen malerischen Wuchs.
Foto © PlantaPro
Quercus petraea Foto © PlantaPro
Quercus petraea Foto © PlantaPro
Auch im laublosen Zustand im Winter präsentiert sich die Traubeneiche (Quercus petraea) sehr attraktiv.
Auch im laublosen Zustand im Winter präsentiert sich die Traubeneiche (Quercus petraea) sehr attraktiv.
Quercus petraea Foto © PlantaPro
Quercus petraea Foto © PlantaPro
Ein typisches Merkmal des Blattes der Traubeneiche (Quercus petraea) sind die gerundeten Lappen. Foto © PlantaPro
Ein typisches Merkmal des Blattes der Traubeneiche (Quercus petraea) sind die gerundeten Lappen.
Foto © PlantaPro

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